Die enviaM hat die Erfassung und anteilige Abrechnung des Wärmeverbrauchs sowie das Monitoring von Rauchmeldern als neues Geschäftsfeld etabliert. Partner für das Messdatenmanagement ist die MITNETZ STROM.
Submetering-Services für die Wohnungswirtschaft beschäftigen Versorger und Messstellenbetreiber schon, seitdem der verpflichtende Rollout intelligenter Messsysteme (iMSys) beschlossen wurde. Das Angebot, auch Wärme- und Wasserverbräuche über das Smart Meter Gateway auszulesen und anteilig gegenüber den Mietern abzurechnen, versprach eine erfolgreiche Positionierung.
Aufgrund der hinlänglich bekannten Verzögerungen beim Smart Meter-Rollout entwickelte sich die Umsetzung dieses Geschäftsmodells allerdings zu einem echten Marathon. Dass nun die ersten Versorger im Ziel einlaufen, ist auch nur mittelbar der neuen Gesetzeslage zur Beschleunigung des Rollouts zu verdanken. Der eigentliche Treiber war die Novelle zur Heizkostenverordnung (HKVO), die Ende 2021 in Kraft trat. Sie schreibt vor, dass ab 01.12.2022 nur noch Wärme- und Warmwasserzähler installiert werden dürfen, die fernauslesbar, interoperabel und an ein iMSys anbindbar sind. Zusätzlich müssen Mieter:innen monatlich aktuelle Verbrauchsinformationen erhalten. Versorger und Messstellenbetreiber, welche über die Jahre die notwendigen Technologien und Prozesse gemeinsam mit Partnern entwickelt hatten, konnten jetzt durchstarten.
Ausdauer hat sich gelohnt
So war es auch bei der enviaM, wie Isabell Kaufmann, Referentin für Submetering bestätigt: „Wir beschäftigen uns seit fünf Jahren mit dem Thema und sind seit zwei Jahren am Markt aktiv.“ Zwischenzeitlich laufe das Geschäft sehr gut und die Resonanz steige. Einige tausend Wohneinheiten profitieren aktuell von den Submetering-Dienstleistungen des ostdeutschen Energieversorgers. Diese umfassen neben Montage/Anbindung, Betrieb und Auslesung der Wärme- und Wasserzähler auch die Datenauswertung und anteilige Verbrauchsabrechnung für den Vermieter oder Verwalter. Ebenfalls sehr erfolgreich ist die enviaM mit einem Service zur Kontrolle und Dokumentation der Rauchmelder in den Wohnungen. Diese ist für den Vermieter aus rechtlichen Gründen verpflichtend und ohne digitale Lösung vergleichsweise aufwendig. „Auf unserer Plattform lassen sich die eingebundenen Rauchmelder 24/7 aus der Ferne überwachen und alle benötigten Reports automatisiert erstellen“, berichtet Referentin Kaufmann.
Mess- und Sensordatenmanagement von MITNETZ STROM
Diese Plattform heißt SensoM und stammt von der MITNETZ STROM, die als Partner der enviaM die Infrastruktur für die Auslesung und Weiterverarbeitung der unterschiedlichsten Mess- und Sensordaten bereitstellt.
Marcus Dalgahn, Spezialreferent Mess- und Zähldienste bei MITNETZ STROM erläutert die grundsätzliche Funktionsweise der herstellerunabhängigen, skalierbaren Lösung: „Wir lesen die eingebundenen Zähler und Sensoren vollautomatisch über Datensammler aus. Die Daten werden per Mobilfunk an unsere Plattform übermittelt. Dort werden sie für weitere Anwendungen oder Prozesse wie etwa Abrechnung, Rauchmelder-Report etc. aufbereitet und visualisiert.“
Über verschiedene Module deckt die Plattform unterschiedlichste Anwendungsfälle vom Submetering über die Leckageortung bis hin zum Parkplatzmanagement als Standardprozesse ab, auch eine Übergabe der Daten an Kundensysteme ist möglich. „Der Versorger kann für neue Services eigene Prozesse aufbauen, muss es aber nicht“, fasst Dalgahn zusammen und demonstriert anhand der Rauchmelder-Überwachung, wie ein solcher Standardprozess funktioniert: Für jede Liegenschaft erscheint eine Liste aller verbauten Rauchmelder mit Bildern, Typen- und Einbaudaten sowie tagesaktuelle Informationen zur Funktionsfähigkeit. Probleme sind durch eine rote Warnung sofort identifizierbar. „In diesem Fall können Sie übrigens auch sehen, ob das Gerät defekt ist oder einfach abmontiert wurde – das passiert nämlich auch gelegentlich“, ergänzt Marcus Dalgahn. Muss ein Gerät ausgetauscht werden, hält die Plattform die Kontaktdaten des Vermieters sowie eine Kartenansicht bereit.
Als besonderes Merkmal stellt der Spezialist für Mess- und Zählermanagement zudem die große Offenheit der Lösung heraus: „Wir können alle am Markt verfügbaren Zähler, Sensoren und Datensammler einbinden – darunter zum Beispiel auch Gaszähler. SensoM beherrscht jeden Übertragungsstandard.“ Standardmäßig nutze man LoRaWAN, aber auch Bestandszähler, die beispielsweise per WMBus kommunizieren, könnten problemlos integriert werden. Auch für die künftige Einbindung der Zähler über den CLS-Kanal des intelligenten Messsystems respektive die BSI-konforme Submeter-Einheit (SME) ist man bei MITNETZ STROM gerüstet: „Wir haben bereits ein funktionsfähiges Pilotsystem“, so Marcus Dalgahn.
Die Sicherheit und Stabilität der Prozesse garantiert MITNETZ STROM, gemeinsam mit dem Entwicklungspartner exceeding Solutions GmbH, das Hosting der Daten im eigenen BSI-konformen Data Center sowie durch ein komplexes, datenschutzgerechtes Rechte- und Rollenkonzept.
Große Chancen für Versorger
Das Potenzial für die Versorger ist riesig, allein in Ostdeutschland liegt es – den letzten vorliegenden Zensusdaten aus 2011 zufolge – bei rund 3,2 Millionen Wohngebäuden mit ca. 8,8 Mio. Wohneinheiten. Neben der wirtschaftlichen Perspektive hat die enviaM-Gruppe auch die gesetzlichen Verpflichtungen im Blick: „Messstellenbetreiber werden mittelfristig Submetering-Services anbieten müssen“, erläutert Isabell Kaufmann. Die Chancen für eine Beauftragung stehen gut, wie ihre Erfahrungen zeigen. „Die Wohnungsgesellschaften kennen und vertrauen uns als Versorger und sehen einen echten Mehrwert darin, alle Leistungen aus einer Hand zu beziehen“, erläutert sie. Außerdem könne man auch dank der Plattform wirtschaftliche Preise und einen sehr überzeugenden Kundenservice bieten – von der Abrechnung und Bearbeitung von Reklamationen bis hin zum Sensorenaustausch: „Wir arbeiten seit Jahren mit einem regionalen Dienstleister, dessen Monteure sehr zuverlässig sind und ihr Handwerk wirklich verstehen.“ Die Wechselbereitschaft der Wohnungsgesellschaft sei groß, einzig die langen Vertragslaufzeiten der etablierten Dienstleister bremsten das Wachstum des neuen Geschäftsfeld gelegentlich noch aus. (pq)