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Dezentraler Netzbooster im LEW Verteilnetz 

18.10.2023 – Mit einem Verbund aus Batteriemodulen wollen Amprion, E.ON und LEW Verteilnetz (LVN) einen neuen Weg gehen, um die Zahl der Redispatch-Maßnahmen im Übertragungsnetz zu reduzieren. 

Der weltweit erste dezentrale Netzbooster soll aus dem Verteilnetz heraus dazu beitragen, dass Leitungen im Übertragungsnetz höher ausgelastet werden können und weniger Eingriffe in den Netzbetrieb nötig sind (Bild: LEW-Gruppe)

Wenn Überlastungen im Stromnetz drohen, muss die Stromerzeugung punktuell gedrosselt und an anderer Stelle erhöht werden. Dieser so genannte Redispatch nimmt seit Jahren zu. Die Kosten dafür belaufen sich im deutschen Übertragungsnetz jedes Jahr auf mehrere Milliarden Euro.  

Abhilfe können Energiespeicher schaffen, die temporäre Stromüberschüsse aufnehmen und bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen – und genau diese Option wollen Amprion, E.ON und LVN nutzen und evaluieren. Im Rahmen des Pilotprojekts untersuchen die Projektpartner außerdem, wie der dezentrale Netzbooster perspektivisch im Verteilnetz eingesetzt werden kann. 

Einzigartig an dem Vorhaben: Anstatt einer zentralen Anlage, die direkt im Übertragungsnetz angeschlossen wird, planen die Projektpartner den Netzbooster als Module an bis zu zehn Umspannwerksstandorten im LVN-Netzgebiet in Bayerisch-Schwaben und Oberbayern einzusetzen. Jedes Modul besteht aus mehreren Batterieeinheiten mit Schalt- und Steuerungstechnik. Dieser modulare Ansatz verringere Anschlusskosten, steigere die technische Resilienz und reduziere Eingriffe in die Landschaft. „Mit dem dezentralen Netzbooster haben wir ein Konzept entwickelt, das uns schon bald dabei hilft, die teuren Redispatch-Eingriffe im Übertragungsnetz deutlich zu reduzieren. Zusätzlich wollen wir durch unsere Zusammenarbeit mit E.ON Nutzen für die Verteilnetze erschließen. Damit gestalten wir die Transformation der Energielandschaft sicher und effizient“, sagt Thomas Dederichs, Leiter Strategie und Energiepolitik bei Amprion. 

Das Vorhaben wurde im Mai dieses Jahres erstmals öffentlich vorgestellt. Nun geht es in praktische Umsetzung.  

„Bauen an den Netzen für morgen“

Insgesamt soll der dezentrale Netzbooster aus dem Verteilnetz heraus 250 Megawatt Leistung vorhalten und von dort aus auf Anforderung das Stromnetz entlasten können. Weil der Batterieverbund des dezentralen Netzboosters seine Leistung als zusätzliche Absicherung bereithält, kann die Schwelle, ab der Redispatch notwendig wird, höher angesetzt werden. So können im Regelbetrieb die Leitungen im Übertragungsnetz höher ausgelastet werden und es gibt weniger Eingriffe in den Netzbetrieb. Auch wenn im Verteilnetz von LVN bislang keine Redispatch-Maßnahmen notwendig sind, kann der Netzbooster zukünftig auch dort dazu beitragen, Transformatoren und Leitungen höher auszulasten.

LVN-Projektkoordinatorin Kathrin Schaarschmidt, LEW-Vorstandsmitglied Markus Litpher und Thomas Dederichs, Leiter Strategie und Energiepolitik bei Amprion (v.l.n.r.) (Bild: LEW-Gruppe)

„Wir betreiben unser Netz in einer echten Energiewende-Region“, sagt LEW-Vorstandsmitglied Markus Litpher. „LEW Verteilnetz zählt zu den Betreibern mit der höchsten Dichte an Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland. Vor kurzem ging bei uns die 100.000ste EEG-Anlage ans Netz. Angesichts des weiteren Ausbaus der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bauen wir unser Netz massiv aus und beschäftigen uns auch mit innovativen Ansätzen, mit denen wir die Infrastruktur so effizient und sicher wie möglich nutzen. Den Umbau des Energiesystem schaffen wir nur gemeinsam, mit neuen Ideen und Erfindungsreichtum. Auch deshalb ist das Projekt dezentraler Netzbooster so ein wichtiges Vorhaben.“ 

Andreas Ernst, aus dem Bereich Netzwirtschaft Energienetze Deutschland bei E.ON stellt den Wert den Wert der Kooperation für die künftige Versorgungsinfrastruktur heraus: 
„Gemeinsam Innovationen entwickeln und umsetzen, Digitalisierung vorantreiben und Prozesse optimieren und effizienter machen – das sind Erfolgsfaktoren für die Transformation der Energielandschaft. Gemeinsam mit Amprion und LEW Verteilnetz untersuchen wir beim Netzbooster-Projekt neue Ansätze für den Netzbetrieb und können Erkenntnisse gut skalieren. So bauen wir gemeinsam an den Netzen für morgen.“ 

Ausschreibung und Standortauswahl

Nachdem die Bundesnetzagentur im Frühjahr grundsätzlich grünes Licht für den Netzbooster gegeben hat, hat Amprion mit Unterstützung von E.ON und LVN technische Parameter für das Pilotprojekt ausgearbeitet. Bau und Betrieb der Anlagen soll an Dienstleister vergeben werden. Hierfür bereitet Amprion derzeit die öffentliche Ausschreibung vor, 2024 soll die Beauftragung erfolgen. Parallel dazu laufen die Arbeiten zur Standortfindung bei LVN. Hierfür wird ein Kriterienkatalog erarbeitet, der netztechnische sowie bauliche Aspekte umfasst. Etwa 70 mögliche Standorte im LEW Verteilnetz in Bayerisch-Schwaben sowie dem westlichen Oberbayern kommen in Frage. Es ist geplant, dass LVN und Amprion in den nächsten Monaten auf die Kommunen zugehen und Gespräche zur Umsetzung führen. Der dezentrale Netzbooster soll voraussichtlich 2025 ans Netz.  

www.lew.de 

www.amprion.net 

www.eon.com