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20.06.24 – Der Erdkabelvorrang beim Ausbau der Übertragungsnetze ist aktuell Gegenstand einer kontroversen Diskussion in der Branche.

Freileitungen sind günstiger, aber in der Bevölkerung umstritten (Bild: ABCDstock/shutterstock.com)

Allein 131 Milliarden Euro müssen in den nächsten Jahren für den Aus- und Umbau der Übertragungsnetze investiert werden – Kosten, die letzten Endes die Bürger:innen tragen und die der Akzeptanz der Energiewende abträglich sein könnten. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Einsparpotenziale überprüft. Die Aufhebung des Erdverkabelungsvorrangs bei den drei Trassen DC40 (OstWestLink), DC41 (NordWestLink) und DC42 (SuedWestLink) wurde dabei als eine von zwei möglichen Stellschrauben identifiziert.

Freileitungen, wo sinnvoll

Der Gesetzgeber solle die Gelegenheit ergreifen, die drei neuen Gleichstromtrassen DC 40, DC 41 und DC 42 auf die Realisierung durch Freileitungen umzustellen, da hier die Verfahrensschritte noch ganz am Anfang stehen und auch keine Bündelung mit Offshore-Trassen vorgesehen ist. Bei diesen Projekten ließe sich ein zweistelliger Milliardenbetrag einsparen, was erhebliche Kostendämpfungseffekte auf die Netzentgelte hätte. Da alle drei Projekte noch am Beginn des Planungsverfahrens stehen, würde kein Zeitverzug entstehen. Es braucht daher diesbezüglich eine zügige politische Entscheidung zu einem Freileitungsvorrang für DC 40-42, um Kosten zu sparen und zusätzlich auch den Netzausbau zu beschleunigen.
Ausdrücklich nicht erfasst werden sollten alle anderen bestehenden Netzausbauvorhaben (wie beispielsweise SuedLink, SuedOstLink, NordOstLink, Rhein-Main-Link und andere), empfiehlt der Branchenverband – hier müsse der Erdkabelvorrang beibehalten werden.
Insgesamt könnten projektbezogen Erdkabel vor dem Hintergrund möglicher Effekte der Grundstücks- und Immobilienpreise, Planungsverzögerungen sowie Wetter- und Sicherheitsaspekte und technischer Restriktionen die richtige Lösung sein.

Erdkabelvorrang beibehalten

Dass die Trasse A-Nord von Emden nach Meerbusch Osterath als Erdkabelverbindung ausgeführt wird, ist unstrittig. Die ersten Kabeltrommeln werden geliefert, der Baustart soll im März 2025 erfolgen (Bild Prysmian S.p.A.)

Der ZVEI spricht sich dagegen gemeinsam mit dem Kunststoffrohrverband (KRV) sowie den Verbänden GSTT und RSV dafür aus, beim Höchstspannungs-Netzausbau am Erdkabelvorrang festzuhalten und diesen nicht leichtfertig ohne Akzeptanzprüfung der Bevölkerung zugunsten von Freileitungen aufzuweichen. Der Erdkabelvorrang war 2015 sei von der damaligen Bundesregierung auch als Reaktion auf die massiven Bürgerproteste gegen Freileitungstrassen beschlossen worden, nachdem die Netzausbaupläne vier bis fünf Jahre hinter dem eigentlichen Zeitplan zurückgeblieben waren. Das Verbändebündnis befürchtet: Sollte der Erdkabelvorrang zurückgenommen werden, drohten erneute Bürgerproteste entlang der geplanten Trassen und abermalige Verzögerungen beim Netzausbau, wodurch zusätzliche Kosten entstehen könnten.
Erdkabel wiesen zudem zahlreiche technische Stärken auf. Die für die großen Übertragungsnetze vorgesehenen 525-kV-Erdkabel gewährleiste hohe Übertragungskapazität und seien gegenüber Temperaturschwankungen resistent. Darüber hinaus seien Erdkabel weniger anfällig gegenüber Wettereinflüssen, Sabotage und sonstigen Gewalteinwirkungen als Freileitungen. Hinzu komme, dass Erdkabel im laufenden Betrieb weniger wartungsintensiv sind als Freileitungen.

Als weiteren Aspekt stellen die Verbände heraus, dass die Wertschöpfungsketten für Erdkabel – anders als bei Freileitungen – nahezu vollständig in Deutschland und Europa liegen und damit einen wichtigen Beitrag zur industriellen Souveränität leisten. Dies stärke die Resilienz der EU und schafft Unabhängigkeit von kritischen Lieferketten.
Die Unternehmen der von den vier Verbänden vertretenen Branchen haben dem Pressestatement zufolge seit dem Beschluss zum Erdkabelvorrang nochmals mehr als vier Milliarden Euro investiert. Aktuell werden die Korridorprojekte SüdLink und SüdOstLink in Erdkabeltechnologie ausgeführt. Im neuen Netzentwicklungsplan 2037 sind die Vorhaben DC 40, 41, 42 de facto als Erdkabel-Projekte genehmigt – die umsetzenden Unternehmen hätten ihre Produktionskapazitäten darauf ausgerichtet. (pq)

www.bdew.de

www.zvei.org