23.10.2025 – Mit dem neuen GRIDALYZER zur Messung und KI-gestützten Bewertung relevanter Netzgrößen, will die Schweizer comtac AG das Monitoring im Verteilnetz nachhaltig effizienter machen.

Foto: comtac AG
Das innovative Power Meter erschien scheinbar aus dem Nichts, ist aber tatsächlich das Ergebnis einer sehr zielgerichteten Entwicklung und – wie comtac Geschäftsführer Oliver Roth betont – genauer Marktbeobachtung. Welche Anforderungen im Netzbetrieb bestehen und wie sie sich über die Jahre entwickelt haben, ist den Schweizer Spezialisten für Messtechnik keineswegs neu: „Das Thema Netztransparenz auf der Ebene der Trafostationen begleitet uns schon seit Jahren“, berichtet Roth. Das erste Projekt im Jahr 2018 war durchaus anspruchsvoll: Gemeinsam mit den Stadtwerken einer deutschen Großstadt und anderen Partnern arbeitete comtac an einem Projekt zur Digitalisierung eines Verteilnetzes mit Tausenden von Trafostationen. Das Ergebnis war eine End-to-End-Lösung namens Netztrafo-Node (NTN), mit der sich Ortsnetz-Trafostationen digitalisieren und kabellos per LoRaWAN in die übergeordneten Überwachungssysteme einbinden lassen. Zum Leistungsumfang gehören unter anderem eine integrierte Spannungs-, Temperatur- und Türüberwachung, außerdem Schnittstellen zur Kurzschlussüberwachung und zum Anschluss von Netzanalysegeräten.
Auf breiter Front durchgesetzt hat sich dieser Ansatz Oliver Roth zufolge aber nicht: „Es gab Defizite in Bezug auf § 14a und die Einbindung der Abgänge. Aufgrund der Datenmengen war damit auch LoRaWAN keine zukunftsorientierte Lösung mehr. Dennoch konnten wir wertvolle Erfahrungen für alle Projektbeteiligten sammeln.“
Flexibilität kommt an
Aufgrund dieser Erfahrung schlugen die Schweizer dann einen strategischen Weg ein, den sie bis heute mit Erfolg weiterverfolgen, so Oliver Roth: „Wir konzentrieren uns seither auf flexibel einsatzbare, modulare Lösungsbausteine, bei denen wir unsere Kompetenzen in Sachen Messtechnik und Datenkommunikation/IoT optimal einbringen können.“ Dies demonstriert der 2022 vorgestellte konfigurierbare Controller und Monitor Cluey EM. Mit Konnektivität zu übergeordneten Überwachungssystemen wahlweise über LTE, CAT-M, 450 MHz oder Ethernet, kompaktem IP65-Gehäuse und nur zwei Kabelanschlüssen eignet sich das Gerät fürs Lastflussmonitoring in Trafostationen und Kabelverteilern. Da er systemoffen konzipiert ist, erfasst der Cluey EM, der sich inzwischen in zahlreichen Einbaufällen bewährt, auch Messwerte von Modbusbasierten Geräten – etwa von Spannungsmessern wie dem GRIDALYZER.
Relevante Infos statt Datenflut

Der GRIDALYZER misst und bewertet alle relevanten Parameter auf bis zu 20 Abgangsleitungen. (Foto: comtac AG)
Womit der Bogen zur Produktneuheit gespannt ist: „Zahlreiche Gespräche mit Verantwortlichen bei den Netzbetreibern haben gezeigt, wie sich die Nachfrage entwickelt – und zwar in Richtung einfach zu installierender und intelligenter Power Meter“, erklärt Oliver Roth. Intelligenz sei entscheidend, weil die Anwender wenig Nutzen aus einer Flut von Normalwerten ziehen können, aber über relevante Anomalien informiert werden wollten. „Unsere Erfahrungen mit Embedded KI in industriellen Anwendungen haben uns frühzeitig zu dem Schluss geführt, dass KI auf der Edge-Ebene – also auch lokal in der Messtechnik im Feld – prädestiniert ist, um Anomalien im Netzbetrieb zu identifizieren und zu melden. Genau das sollte unser neues Power Meter können.“
KI eingebaut
Das Ergebnis ist der jüngst vorgestellte GRIDALYZER – ein handliches Gerät, in dem Messtechnik und KI-basierte Datenanalytik lokal kombiniert sind. Der GRIDALYZER misst Strom, Spannung, Cos-Phi, Wirkleistung, Blindleistung, Scheinleistung sowie Oberwellen und ermittelt Netzqualitätskennwerte auf der Zugangsleitung sowie auf bis zu 20 Abgangsleitungen auf allen Phasen gleichzeitig.
Die integrierte KI-basierte Anomalieerkennung nutzt Machine-Learning-Algorithmen, um diese Werte zu analysieren und kontinuierlich zu bewerten. So lassen sich bisher verborgene Querströme, Rückflüsse, Unsymmetrien und Qualitätsabweichungen jederzeit zuverlässig aufdecken. Oliver Roth: „Das alles geschieht im Gerät. Die Daten müssen also weder an eine externe KI-Plattform noch an ein System beim Netzbetreiber übertragen werden. Der GRIDALYZER erkennt Auffälligkeiten im Messwertverlauf vor Ort.“ Ohne aufwendige Messwertanalysen durchzuführen, kann der Netzbetreiber anhand dieser Indikatoren nötigenfalls notwendige Maßnahmen ergreifen – bis hin zur Auslösung von Steuerbefehlen für Einspeiser oder regelbare Verbraucher. „Wir wollten mit unserem neuen Produkt die nächste Generation des Trafostationsmonitoring einleiten, Netzbetreiber begeistern und beweisen, dass KI eine werthaltige Innovation in der Überwachung der Niederspannungsnetze ist – diese Ziele haben wir erreicht“, so der comtac Geschäftsführer nicht ohne Stolz.
Schnell in Betrieb

„Mit unserem neuen Produkt beweisen wir, dass KI eine werthaltige Innovation in der Überwachung der Niederspannungsnetze ist.“ Oliver Roth, Geschäftsführer comtac AG Foto: comtac AG
Aufwand sparen Netzbetreiber auch in anderer Hinsicht, denn bei der Entwicklung wurde großer Wert darauf gelegt, dass der GRIDALYZER einfach und sofort fehlerfrei installiert und in Betrieb genommen werden kann. Dementsprechend ist das kompakte Gehäuse der Schutzklasse IP 67 für eine flexible Montage per Hutschiene, Magnet oder Kabelbinder ausgelegt. Für die schnelle Inbetriebnahme verfügt das Gerät über eine QR-Code-gestützte Abgangszuordnung, welche die Messstellendaten eindeutig mit dem Messpunkt verknüpft. Auch Erweiterungen und Änderungen der Verdrahtung können so unverwechselbar zugeordnet werden. Jeder Sensor ist und bleibt eindeutig identifizierbar.
Die Rogowski-Stromsensoren lassen sich werkzeuglos montieren und über Bajonettverschlüsse sicher befestigen. Über eine integrierte USB-Schnittstelle und eine LED-Anzeige können Messwerte und Status lokal angezeigt werden.
Das gesamte System ist für den harten Feldeinsatz ausgelegt: Kabel, Steckverbindungen und das kompakte Gehäuse entsprechen der Schutzklasse IP 67 und sind damit sicher gegen Wassereintritt und Überhitzung geschützt.
Komplettlösung gemäß § 14a EnWG
Zu einem Komplettsysteme für Netztransparenz und Datenerfassung gemäß § 14a EnWG gehört neben der Messwerterfassung auch die Übertragung der Daten aus der Station. Aus diesem Grund arbeitet der GRIDALYZER natürlich mit dem Cluey EM von comtac reibungslos zusammen, so dass Netzbetreiber die gewünschten Daten und Auswertungen über den jeweils genutzten Übertragungsweg direkt in die angebundenen Backend-Systeme übernehmen können. Gleiches gilt aber für alle anderen marktgängigen Controller: „Bei beiden Varianten erhalten Verteilnetzbetreiber leistungsfähige Komplettsysteme – wobei die Kombination unserer beiden Produkte die ideale Lösung ist, sofern noch keine Controller-Infrastruktur existiert“, so Oliver Roth. (pq)

