23.10.2025 – In einem Pilotprojekt testen Amprion, TenneT und RWE ein neues Verfahren zur Steuerung von Netzengpässen. Ziel ist es, vorhandene Netzkapazitäten besser auszunutzen, schneller auf Engpässe zu reagieren und Kosten im Redispatch zu senken.
Im gemeinsamen Pilotvorhaben „KuPilot“ erproben die Übertragungsnetzbetreiber Amprion und TenneT sowie der Energiekonzern RWE erstmals ein kuratives Redispatch-Verfahren im Übertragungsnetz im laufenden Betrieb. Ihr Ansatz: Gegenmaßnahmen bei prognostizierten Engpässen – also Redispatch-Maßnahmen – werden vorbereitet, aber erst nach dem tatsächlichen Eintritt einer Überlastungssituation innerhalb von maximal fünf Minuten aktiviert.
Für den kurzen Zeitraum zwischen der Vorbereitung und dem Aktivieren des Redispatchs sollen thermische Reserven der Betriebsmittel ausgenutzt werden, bis die Gesamtmaßnahmen wirksam werden. So soll das Netz im Normalbetrieb höher ausgelastet und präventive Redispatch-Maßnahmen reduziert werden. Mit dem kurativen Redispatch greifen die Übertragungsnetzbetreiber nur im tatsächlichen Bedarfsfall automatisiert ein – entgegen der aktuellen Praxis des präventiven Netzeingriffs.
Probebetrieb im Emsland
Nachdem die Vorbereitungen für das Projekt bereits Anfang Oktober 2025 im laufenden Netzbetrieb erfolgreich verliefen, startete der einjährige Pilotbetrieb in der Übertragungsnetzregion Emsland. Eingesetzt werden dabei das Pumpspeicherkraftwerk Vianden in der Amprion-Regelzone sowie Offshore-Windparks am Netzverknüpfungspunkt Diele in der TenneT-Regelzone. Die Steuerung erfolgt automatisiert und in Echtzeit – nach Angaben der Projektbeteiligten ein Novum im Redispatch mit marktintegrierten Anlagen.
Potenzial für den künftigen Netzbetrieb
Perspektivisch kann der kurative Redispatch auf weitere Regionen ausgeweitet werden. Auch die Einbindung zusätzlicher Kraftwerke und Batteriespeicher von Netzkunden ist möglich. Aus Sicht der Netzbetreiber sind zudem leistungsflusssteuernde Betriebsmittel wie Phasenschiebertransformatoren oder Gleichstromleitungen potenzielle Bausteine, die in das kurative Verfahren integriert werden könnten. Mit dem Pilotprojekt „KuPilot“ liegt nach Angaben der Projektbeteiligten ein Prototyp vor, der eine Grundlage für die technische und konzeptionelle Weiterentwicklung der kurativen Systemführung darstellt. (cp)


