20.07.2022 – Der Software-Entwickler Aucotec stellt auf der Cigre 22, einem internationalen Kongress für elektrische Netze vom 28. August bis zum 02. September in Paris, sein Engineering-Konzept für die Energieverteilungs-Branche vor. Herzstück des Produktportfolios wird die Kooperations-Plattform Engineering Base (EB) von Aucotec sein, mit der sich der gesamte Workflow im Engineering für Umspannwerke abdecken lassen soll – von der ersten Projektidee über Entwurfs- und Detailplanung bis zur Wartungsunterstützung im Betrieb.
Einen ersten Einsatzort findet die EB bereits beim Single-Line-Diagram, also dem Ausgangsdokument, in dem die Geräte der Primärtechnik festgelegt werden. Bis dato entwickeln die Experten dieser Disziplin die Grafik meist in einem eigenen Tool und geben dann eine Geräteliste an die Sekundärtechnik. Deren Fachleute müssen das SL-Diagramm anschließend noch einmal in EB aufbauen, wo dank Datenzentrierung ein intelligentes Modell der Gesamtanlage entsteht. „Diese Doppelarbeit lässt sich leicht sparen, sofern auch die Primärtechnik EB nutzt“, betont Aucotec-Produktmanagerin Michaela Imbusch. Insbesondere bei großen Kunden sei das eine große Anforderung. Auf diese Weise können Sekundärtechniker schneller und nahtlos ihre Detailplanung beginnen, sobald das erste Gerät definiert ist, und nicht erst, wenn die Primärplanung fertig ist.
Ebenfalls für Energieverteiler interessant dürfte die Möglichkeit sein, mit EB als Single Source of Truth für alle Projektbeteiligten die Daten zu einem kompletten Anlagenzwilling zusammenzubringen und dort stets aktuell zu halten. Das ermöglicht Planern wie Betreibern, das steigende Projektvolumen im Energie-Sektor zu meistern. Bis hin zur Schutz- und Leittechnik haben alle Disziplinen Zugriff auf das Datenmodell, jede spezifische Ergänzung oder Änderung ist sofort für alle sicht- und bearbeitbar. „Konsistente Aktualität entsteht ohne Warten, Abstimmen oder manuelles Übertragen samt damit verbundener Aufwände und Fehler“, sagt Imbusch. Als Zentrum allen Anlagenwissens ist EB auch wertvoll für die Wartung. Dank einfacher Rückspielmöglichkeiten von Änderungsdaten an EB – zum Beispiel per mobilem Gerät und Webservice jederzeit von überall – lässt sich dieser Wert über das gesamte Anlagenleben erhalten.
Zudem befähigt die Plattform Anwendende nicht nur, unternehmenseigene Standards mit funktionsorientierten Bausteinen zu setzen, auf deren Basis sich die Anlage quasi auf Knopfdruck konfigurieren lässt. EB ist darüber hinaus nach eigenen Angaben als einziges System in der Lage, sämtliche international geforderten Normen bis ins Detail umzusetzen. Von den IEC 81346 und 81355 zur Anlagen- und Dokumentenstruktur über die 61850 zur Gerätebeschreibung und -kommunikation in Substations bis zur künftigen RDS PS. „Gerade die IEC 61850 ist zurzeit ein Topthema, das den Energieverteilern auf den Nägeln brennt“, so die Produktmanagerin. (jr)