03.07.2023 – Die Anforderungen an die Stromnetze werden durch die Energiewende, den Verkehrswandel und den Wandel in der Wärmeerzeugung in Zukunft erheblich steigen. So werden in den kommenden Jahren müssen immer mehr Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen sowie Wärmepumpen, Ladesäulen, Speicher und Rechenzentren in die Verteilnetze integriert werden müssen. Die Verteilnetzbetreiber haben erstmals Schätzungen zur zukünftigen Stromerzeugung, zum Stromverbrauch und zu den erwarteten Netzanschlüssen veröffentlicht.
Hierfür wurden sechs Planungsregionen (Nord, Ost, Mitte, West, Südwest, Bayern) definiert, in denen sich die Verteilnetzbetreiber bezüglich des Netzausbaus abstimmen. Zunächst wurden dabei auf Grundlage der Planungen der Übertragungsnetzbetreiber sogenannte Regionalszenarien erstellt. Diese beschreiben die voraussichtliche Entwicklung von Stromerzeugung und -verbrauch innerhalb der jeweiligen Planungsregion. Die Regionalszenarien werden alle zwei Jahre aktualisiert und bilden die Grundlage für die Erstellung der Netzausbaupläne der einzelnen Verteilnetzbetreiber. Diese Pläne werden bis zum 30. April 2024 veröffentlicht und danach ebenfalls alle zwei Jahre.
Wenn man die Regionalszenarien nebeneinanderlegt und die Zahlen addiert, ergibt sich allein bis 2028 eine Verdreifachung der bundesweit installierten Leistung von Photovoltaik-Anlagen, zum Beispiel von derzeit 55 Gigawatt (GW) auf über 164 GW. Bis 2033 steigt die Leistung demnach auf knapp 276 GW und erreicht im Jahr 2045 fast 453 GW (siehe Grafik). Damit liegen die Prognosen im Einklang mit den Zielen für den Ausbau erneuerbarer Energien gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
„Die Verteilnetzbetreiber stehen vor einer enormen Herausforderung“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Die erneuerbaren Energien sollen weiterhin massiv ausgebaut werden und ihren Anteil an der Stromversorgung in den nächsten sieben Jahren von rund 50 auf 80 Prozent steigern. Bis 2030 sollen 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren und es werden immer mehr Wärmepumpen in Häusern installiert.“ All diese neuen Erzeuger, Verbraucher und Speicher müssten jedoch zuerst an das Stromverteilnetz angeschlossen und dann intelligent in das Stromsystem integriert werden, so Andreae weiter. „Dies erfordert einen Ausbau und eine Digitalisierung der Verteilnetze. Die Regionalszenarien verdeutlichen die Größenordnung dieser Herausforderung. Der Netzausbau erfordert Milliardeninvestitionen. Die Netzbetreiber stellen sich dieser Herausforderung, benötigen jedoch einen angemessenen regulatorischen Rahmen. Darüber hinaus sind ausreichend qualifizierte Fachkräfte, sichere Lieferketten und eine spürbare Vereinfachung und Digitalisierung der bürokratischen Prozesse erforderlich.“
Die Regionalszenarien finden Sie auf dem gemeinsamen Netzportal der Verteilnetzbetreiber.