05.06.2023 – Eine von der VSB Gruppe beauftragte Studie der TU Dresden untersucht die Auswirkungen der überregionalen Wälzung von Netzentgelten und kritisiert die Pläne der Bundesnetzagentur.
In einer aktuellen Studie untersucht der Lehrstuhl für Energiewirtschaft an der TU Dresden den Vorschlag der Bundesnetzagentur das antizipierte regionale Ungleichgewicht der Entgelte infolge des Ausbaus der erneuerbaren Energien durch einen speziellen Wälzungsmechanismus abzumildern.
Kurzgefasst sieht dieser Mechanismus der Bundesnetzagentur vor, dass die Verteilungsnetzbetreiber – anders als bisher – die vor Ort anfallenden Kosten nicht nur durch Erhebung von Entgelten bei Endkunden in ihrem Netzgebiet ausgleichen, sondern besondere Belastungen aufgrund der Integration von erneuerbare Energieanlagen über ein bundesweites Wälzungskonto auch auf Kunden außerhalb des eigenen Netzgebietes abwälzen können. Das Ergebnis wäre ein bundesweit einheitlichen Aufschlag auf den Arbeitspreis. Dadurch dürfte sich die individuelle Belastung der lokalen Verbraucher in Netzen mit hoher erneuerbarer Energienkapazitäten gegenüber der heutigen Netzentgeltsystematik reduzieren.
Die Untersuchungsergebnisse der TU Dresden zeigen, dass über den vorgeschlagenen Mechanismus bei Erfüllung der Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energie im Jahr 2030 etwa 40 Prozent und im Jahr 2040 mit ca. 60 Prozent mehr als die Hälfte aller bei den Verteilnetzbetreibern anfallenden Kosten über den bundesweiten Wälzungsmechanismus umgelegt werden könnten. Dies hätte folglich eine gleichmäßigere Verteilung der Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien zur Folge.
Kritikpunkte aus mehreren Richtungen
Gleichzeitig würde das vorgeschlagene Verfahren die bisherige Netzentgeltsystematik erheblich verändern und wesentlich verkomplizieren. Prof. Dr. Dominik Möst, Professur für Energiewirtschaft an der Technischen Universität Dresden: „Eine bloße Wälzung der EE-bedingten Netzausbaukosten mit einem aufwendigen Mechanismus greift zu kurz. Vielmehr sollte die aktuelle Diskussion als Anlass für eine grundlegende Reform der Netzentgeltssystematik genutzt werden, welche weitere zukünftige Herausforderung adressiert, u.a. eine adäquate Anreizwirkung zur effizienteren Einbindung von flexiblen Verbrauchern, und insgesamt die Netzentgeltsystematik vereinfacht“.
Die VSB Gruppe empfiehlt daher eine grundlegende Reform der Entgeltgestaltung und schlägt die Einführung bundesweit einheitlicher Verteilnetzentgelte vor. „Mit der Studie liefern wir einen fundierten Beitrag für die aktuelle politische Kostendiskussion beim Verteilnetzausbau. Wir sprechen uns deshalb mit Nachdruck für eine radikale Vereinfachung des Systems aus, um die Verteilungsproblematik zu lösen und die Herausforderungen der Energiewende zu bewältigen. Bundesweit einheitliche Verteilnetzentgelte – quasi das „Deutschland-Ticket“ für den Netzanschluss – sind aus unserer Sicht das Mittel der Wahl“, so Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Deutschland. (CP)