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Fortschrittsmonitor: Energiewende kommt zu langsam voran

07.02.2023 – Laut des „Fortschrittsmonitors Energiewende“ von BDEW und EY geht es bei der Energiewende längst nicht so schnell voran wie geplant. Der Bericht untersucht anhand von Kennzahlen den aktuellen Stand der Energiewende in Deutschland und zeigt auf, wo die größten Hemmnisse liegen. Der neue Monitor soll künftig jährlich aktualisiert werden, um neben den Fortschritten frühzeitig auch Defizite und Nachholbedarfe aufzuzeigen, die für das Erreichen der Energie- und Klimaschutzziele 2030 zwingend angegangen werden müssten.

Der aktuelle Bericht macht deutlich: Insbesondere der Ausbau der Erneuerbaren Energien verläuft dem aktuellen Bericht zufolge noch zu langsam, um die von der Bundesregierung für das Jahr 2030 formulierten Ziele zu erreichen. In fast allen Sektoren bleibt der Ausbaustatus deutlich hinter den Zielen zurück. So wies beispielsweise der Bereich Photovoltaik 2021 zwar die höchste Zubaurate aller Technologien auf, dennoch sei auch hier die Erreichung der Zielvorgaben für 2030 fraglich.

Nachholpotenzial auch bei Netzaus- und -umbau, Digitalisierung sowie der Elektrifizierung des Verkehrssektors

Großes Nachholpotenzial gebe es laut Bericht auch in den Bereichen Netzaus- und -umbau, Digitalisierung und der angepeilten Elektrifizierung des Verkehrssektors. Zur spürbaren Dekarbonisierung des Wärmesektors müsste zudem der Anteil der Erneuerbaren an der Wärmeversorgung verdreifacht werden und zugleich der Verbrauch deutlich sinken. Als Gründe für den schleppenden Fortschritt sind im Fortschrittsmonitor unter anderem aufgeführt: der Fachkräftemangel in allen relevanten Sektoren, die mangelnde Verfügbarkeit von Flächen, langwierige und aufwändige Genehmigungs- und Bauverfahren sowie Engpässe bei verschiedenen Rohstoffen wie Lithium, Seltenen Erden, Kupfer und Silizium.

Schildkröte vor unscharfem Hintergrund

Foto: Pexels / pixabay.com

Investitionen in Energiewende bleiben hinter Potenzial zurück

Damit die von der Bundesregierung für 2030 gesteckten Ziele erreicht werden können, sind Investitionen von geschätzt insgesamt 600 Milliarden Euro im Zeitraum bis 2030 erforderlich – und damit 54 bis 57 Milliarden Euro jährlich. Der mit 498 Milliarden Euro größte Anteil an diesen Investitionen verteilt sich auf den Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten mit Erneuerbaren Energien (351 Milliarden Euro), den Ausbau der Strom-Übertragungsnetze (126 Milliarden Euro), den Aufbau der Erzeugungskapazitäten für klimaneutrale Gase (12 Milliarden Euro) sowie die Förderung der E-Mobilität durch den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur (9 Milliarden Euro).

Für Deutschland schätzen EY und BDEW die durch die aufgeführten Ausgaben ausgelösten Wertschöpfungseffekte auf durchschnittlich knapp 33 Milliarden Euro jährlich. Dieser Betrag entspräche einem Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland.

Da die nötigen Fortschritte in fast allen relevanten Bereichen ausblieben, könnten auch die Investitionen, die mit der Energiewende verbunden sind, bislang nicht die erhoffte volkswirtschaftliche Wirkung entfalten. So seien etwa im Jahr 2021 nur rund 14,5 Milliarden Euro investiert und damit nur rund ein Viertel der möglichen Wertschöpfung realisiert worden (8,6 Milliarden Euro).

„Die Energiewende ist ein Mammutprojekt – und vermutlich das größte Investitionsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik. Bislang aber kommen wir längst nicht so schnell voran, wie es möglich und nötig wäre. Das gefährdet zum einen das Erreichen der für 2030 anvisierten Ziele, zum anderen entfallen dadurch aber auch große Teile der volkswirtschaftlichen Impulse, die mit den nötigen Investitionen verbunden wären. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wären solche Impulse hoch willkommen, da sie zu nachhaltiger Wertschöpfung und nachhaltigem Wachstum führen können“, sagt Metin Fidan, Partner bei EY und Leiter des Bereiches Green Transformation und Mining & Metals in der Region Europe West.

Klimaziele würden bei bisherigem Tempo verfehlt

„Die Ergebnisse des Fortschrittsmonitors zeigen: Mit dem bisherigen Tempo können die Klimaziele nicht erreicht werden“, meint Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung und führt aus. „Es ist verständlich, dass angesichts der aktuellen Krise der Fokus der Politik zuletzt an anderer Stelle lag. Doch mit einer erfolgreichen Energiewende schützen wir nicht nur unser Klima, sondern sie trägt auch dazu bei, unabhängig vom Import fossiler Energieträger zu werden. Die Bundesregierung muss daher nun alle bestehenden Hemmnisse für die Energie- Wärme- und Verkehrswende beseitigen. Konkret bedeutet das: Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen, mehr Flächen für erneuerbare Erzeugungsanlagen, Netze und Ladeinfrastruktur bereitstellen, einen Markt für Wasserstoff schaffen und die Weichen für ein Marktdesign stellen, in dem sich auch Investitionen in steuerbare Stromerzeugungskapazitäten lohnen. Die Bundesregierung hat wichtige Verbesserungen auf den Weg gebracht, um Planung und Genehmigung zu beschleunigen. Es muss jedoch noch viel mehr passieren. Das gilt insbesondere für die schnellere Bereitstellung der benötigten Flächen für Erneuerbare Energien.“

Über den Fortschrittsmonitor Energiewende

Der Fortschrittsmonitor Energiewende unterteilt sich in die Themenfelder volks- und energiewirtschaftliche Kennzahlen, Ausbau Erneuerbarer Energien, klimaneutrale Gase, Netzintegration, Wärmewende und Elektromobilität. Die Studie betrachtet für jedes dieser Themenfelder anhand von Kennzahlen den Status quo der Energiewende in Deutschland, führt die unterschiedlichen Dimensionen der Transformation und ihre Entwicklung in einem Kompendium zusammen und zeigt Verbesserungspotenziale. (ds)

www.bdew.de
www.ey.com/de_de