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IM GESPRÄCH MIT… Tim van Amstel, CEO E.ON One

Die neue E.ON-Tochter E.ON One widmet sich in weiten Teilen der Digitalisierung der Stromnetze. Was ist der Hintergrund?

E.ON hat sich zu 100 Prozent der Energiewende verschrieben und setzt dabei auf Digitalisierung als eine der drei strategischen Säulen. Mit der Gründung von E.ON One bieten wir digitale Lösungen für die schnelle Umsetzung der Energiewende aus einer Hand an. Die Ener-giewende ist allerdings kein Alleingang. Deshalb wollen wir in einem einzigartigen Ökosystem voneinander lernen und gemeinsam die besten Lösungen entwickeln. Dazu bündeln wir unser Wissen und konzerneigene Lösungen mit denen unserer Start-ups wie envelio oder gridX in einem Portfolio. Indem wir all diese unterschiedlichen innovativen Lösungen erstmals auf den Markt bringen, wollen wir unser Wissen und unsere Technologie teilen. Denn für eine umfassende Energiewende müssen alle Akteure mit den notwendigen Werkzeugen ausgestattet werden. Dafür werden wir unser Produktportfolio sukzessive weiter ausbauen und verstehen uns als langfristigen Begleiter der Energiewende.

Wo sehen Sie die dringlichsten Handlungsfelder?

Tim van Amstel, CEO E.ON One. Foto: E.ON One

Um die Transformation erfolgreich zu meistern, ist die Digitalisierung eines der wichtigsten Instrumente. Allerdings gibt es viele Aufgaben, die parallel bewältigt werden müssen. Gerade für kleinere Netzbetreiber stellt dies eine große Herausforderung dar. Hier wollen wir mit unseren praxisorientierten Lösungen weiterhelfen. Besonderen Handlungsbedarf sehe ich in der Nieder- und Mittelspannung, wo künftig der Großteil der erneuerbaren Erzeugungsanlagen und klimafreundlichen Verbraucher angeschlossen wird. Um all diesen Anlagen einen Netzanschluss zu ermöglichen und gleichzeitig die Netzstabilität zu gewährleisten, brauchen wir Lösungen, die etwa Netzanschlussprozesse vereinfachen, Flexibilisierungsmaßnahmen initiieren oder den notwendigen Netzausbau effizienter gestalten. Hier gilt es, bestehende Lösungen zügig in die Anwendung zu bringen und neue, innovative Lösungsansätze zu fördern.

Nun adressieren Sie ja nicht nur die Stromnetzbetreiber, sondern alle relevanten Akteure in den Netzen. Müssen wir die Stromversorgung insgesamt neu denken?

Im Zuge der Energiewende sind wir mehr denn je auf eine zuverlässige, intelligente und flexible Netzinfrastruktur angewiesen. Das gilt neben den Netzbetreibern auch für andere Akteure wie Betreiber von Ladeinfrastruktur oder Wind- und PV-Parks. Den Netzbetreibern kommt dennoch eine Schlüsselrolle zu, da sie die für alle Akteure der Energiewende wichtige Netzinfrastruktur betreiben. Da ihr Fokus klassischerweise eher auf der Hardware und dem Netzausbau liegt, sind Software und digitale Lösungen gerade für kleinere Netzbetreiber relativ neu. Hier wollen wir beispielsweise mit unseren digitalen Lösungen wie One Portal oder der Intelligent Grid Platform von envelio unterstützen, die steigende Zahl von Anschlussbegehren zu bewältigen. Unser Ziel ist es aber, möglichst vielen relevanten Akteuren entlang der Energiewertschöpfungskette intelligente und praxistaugliche Lösungen zur Verfügung zu stellen. Mit SpotOne erleichtern wir beispielsweise die Standortsuche für E-Ladestationen, indem wir verschiedene Faktoren wie die lokale Netzkapazität, die Bevölkerungsdichte oder auch die bereits vorhandene Ladeinfrastruktur berücksichtigen.

Welche digitalen Lösungskonzepte und Technologien halten Sie dabei für zielführend?

Wir entwickeln praxisnahe Lösungen, die konkrete Probleme bedarfsgerecht lösen und gleichzeitig schnell umsetzbar sind. Beispielsweise standen mit Inkrafttreten des § 14e EnWG viele Netzbetreiber vor dem Problem, dass sie ab dem 01.01.2024 verpflichtet sind, eine Internetplattform für die Übermittlung von Netzanschlussbegehren zur Verfügung zu stellen. Mit OnePortal haben wir sehr schnell eine einfache Lösung entwickelt, die alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt und für Stadtwerke jeder Größe ausgelegt ist. Mit SMO, unserer Nachrüsttechnologie für Ortsnetzstationen, ermöglichen wir die Übertragung detaillierter Netzzustandsdaten von Ortsnetzstationen in die Cloud. Durch die Analyse aktueller und historischer Daten lässt sich der Netzbetrieb optimieren und der Netzplanungsprozess deutlich verbessern. Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass eine umfassende Digitalisierung unseres Energiesystems natürlich notwendig ist, es aber auch sehr viele konkrete Probleme gibt, bei denen einfache und pragmatische Lösungen einen wichtigen Beitrag leisten können – vor allem, wenn sie flächendeckend eingesetzt werden.

Zum Abschluss eine Frage, die vermutlich die ganze Branche bewegt: Welche Rolle werden die Versorger im Stromsystem der Zukunft spielen?

Der Wandel von einer zentralen Stromerzeugung in Kombination mit einzelnen Verbrauchern hin zu einer dezentralen, volatilen Erzeugung und sogenannten Prosumern verändert die Art und Weise, wie wir Strom erzeugen und verbrauchen, grundlegend. Trotz dieser zunehmenden Komplexität ist die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit von zentraler Bedeutung. Dafür sind leistungsfähige, flexible und auch digitalisierte Stromnetze notwendig. Sie bilden das Rückgrat der Energiewende, weshalb der Versorgungswirtschaft auch in Zukunft eine entscheidende Rolle zukommt. (pq)

www.one.eon.com