09.09.2024 – Die Marktrolle des Energieserviceanbieters (ESA) schafft Raum für zahlreiche neue Dienstleistungen. Die Lösung von Mako365 hilft, diese rechtskonform und effizient durchzuführen.
Der Bedarf, Energieverbräuche zu dokumentieren und zu senken, ist heutzutage größer denn je. Dafür müssen jedoch Energieverbrauchsmengen und -kosten erst einmal systematisch und in Echtzeit gemessen, transparent erfasst sowie analysiert werden. An dieser Stelle kommt der Energieserviceanbieter (ESA) ins Spiel, der seit Oktober 2022 als neue Rolle in der Marktkommunikation etabliert wurde. Er tritt – vereinfacht gesagt – als Datenbeschaffer zwischen Versorgern und Endkund:innen auf und ist berechtigt, in deren Auftrag Stromverbrauchswerte bei grundzuständigen oder wettbewerblichen Messstellenbetreibern anzufragen. Die abgefragten hochfrequenten Verbrauchsdaten stellt der ESA dann seinen Kunden (sprich: Anschlussnutzern) zur Verfügung. Dabei wird die Marktkommunikation zwischen den Akteuren automatisiert und standardisiert abgewickelt.
Umweg über Messstellenbetreiber
Generell ist die Abfrage von Daten von Anschlussnutzern über den Umweg des Messstellenbetreibers nur dann möglich, wenn eine registrierte Lastgangmessung oder ein intelligentes Messsystem (Smart Meter) am betreffenden Anschlusspunkt vorliegen. Mit der geplanten sternförmigen Marktkommunikation über Smart Meter Gateways (SMGW) soll den ESA zukünftig die zusätzliche Option der direkten Messwertauslesung am Gateway zur Verfügung gestellt werden.
In der Praxis gab es anfänglich Hürden in der Marktkommunikation zwischen Energieserviceanbietern und Messstellenbetreibern (MSB), wie Joachim Lang, Geschäftsführer des Spezialisten für Marktkommunikation und energiewirtschaftliche Prozesse Mako365, erklärt: „Im Fokus der ESA-Aktivitäten stehen die Tarifanwendungsfälle (TAF) 7 zur Übermittlung von Zählerstandsgängen und TAF 14 zur Bereitstellung von hochfrequenten Messwerten für Mehrwertdienste. Die Tätigkeit der ESA stieß zunächst dort auf Schwierigkeiten beziehungsweise an Grenzen, wo Daten vom MSB nicht standardisiert bereitgestellt werden konnten, weil z. B. deren IT-Infrastruktur die automatisierte Ausleitung nicht vorsah. Inzwischen läuft die Kommunikation weitgehend flüssig, Optimierungsbedarf besteht allenfalls noch bei Datenformat und Schnelligkeit.“
Neues Spielfeld für Stadtwerke & Co?
Neben ihren klassischen Rollen als Energieversorger und Messstellenbetreiber können Stadtwerke auch als ESA am Markt auftreten. In gewissen Fällen könnte sich dies für Stadtwerke als zusätzliches Geschäftsfeld herausstellen, etwa in Form von Energieeffizienz-Dienstleistungen für kommunale Liegenschaften. Andere potenzielle Zielgruppen finden sich unter den Industrie- und Gewerbekunden des Versorgers – auch, wenn diese außerhalb des eigenen Netzgebiets liegen. Bei solchen Konstellationen ist eine Ergänzung der Lieferanten- durch eine Energieserviceanbieter-Rolle naheliegend.
Im Zusammenhang mit Mieterstromprojekten können Messdienstleister für die Wohnungswirtschaft ebenfalls die ESA-Rolle annehmen – vorzugsweise, um Verbrauchsdaten von Mieterstromprojekten zu beschaffen und sauber abzurechnen.
Im Datenflow
Theoretisch betrachtet kann die Palette der Leistungen eines Energieserviceanbieters von der reinen Datenbereitstellung über die Datenauswertung und Energieeffizienz-Beratung bis hin zum Betrieb von Erneuerbare Energie-Anlagen oder einer Optimierung von Energiemanagement-Gesamtlösungen gehen. „Unsere ESA-Kunden decken eine beeindruckende Bandbreite an Tätigkeiten ab“, bekräftigt Mako365-Geschäftsführer Joachim Lang.
Angesichts der Anzahl an unterschiedlichen Serviceleistungen spricht vieles dafür, eine speziell auf die Bedürfnisse der ESA abgestimmte IT-Lösung bereit zu stellen. Dies hat sich auch der Mannheimer Energiedienstleistungs- und Software-Anbieter gedacht und seine energiewirtschaftliche Automatisierungsplattform MakoFlow so ausgestaltet, dass die ESA-Marktrolle gemäß den Vorgaben der Bundesnetzagentur umgesetzt werden kann.
Über MakoFlow können die ESA automatisierte Bestellungen von Energiedaten für ausgewählte Messpunkte beim zuständigen Messstellenbetreiber aufgeben – vorausgesetzt der MSB verfügt am Messpunkt über die nötige IT-Ausstattung. Der Datenimport, die Marktkommunikation sowie die Abrechnung innerhalb der Marktkommunikation wird ebenfalls vom Automatisierungstool abgewickelt. Damit übernimmt die Software zentrale Aufgaben aus den mehr als komplexen Marktkommunikationsprozessen und schafft so eine spürbare Erleichterung für die Anwender:innen.
Die Gesamtlösung ist als Software-as-a-Service (SaaS) konzipiert. Dadurch werden die ESA von der Last befreit, sich ein eigenes tiefgehendes Marktkommunikations-Know-how anzulegen oder in die komplexen Datenformate der Energiewirtschaft einzuarbeiten. Der Datentransfer erfolgt in der Regel über die AS4-Kommunikation gemäß Bundesnetzagenturvorgaben. Durch den API-Ansatz lässt sich die Lösung in bestehende Systeme integrieren. Dadurch lassen sich sämtliche Funktionen ansteuern und Energiedaten abrufen.
Unternehmen ja, Prosumer nein?
Aktuell richtet sich die große Mehrzahl der Energieserviceanbieter ausschließlich an den Bedürfnissen von Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen aus. Darunter sind, was wohl auf der Hand liegt, Unternehmen der produzierenden Industrie mit einem hohen Energieverbrauch für ihren Maschinenpark. Dazu kommen Unternehmen kleiner und mittlerer Größe, die sich – im Gegensatz zu hochintensiven Energieverbrauchern – meist noch nicht sehr lange mit Energiemanagement befassen. Auch der Handel, das Gesundheitswesen und die öffentliche Hand sind dabei. Die Fokussierung der ESA auf diese Zielgruppen ist größtenteils technisch bedingt, da Unternehmen oder andere Großverbraucher häufig über intelligente Messsysteme oder RLM-Zähler verfügen. Zudem sind sie eher mit Aspekten des Energiemanagements vertraut und haben volumenmäßig hohe Energie-Einsparpotenziale.
Rein theoretisch könnten auch Prosumer bei ausreichender Hardwareausstattung – etwa einem intelligenten Messsystem – von bestimmten ESA-Angeboten profitieren. So wären beispielsweise Verbrauchsdaten-Auswertungen, mit denen Optimierungsmaßnahmen eingeleitet werden, auch für Prosumer-Privathaushalte mit Wallbox, Wärmepumpe oder PV-Speicher interessant.
Allerdings ist Joachim Lang eher skeptisch, ob Prosumer als mögliche Zielgruppe für ESA-Leistungen zeitnah eine große Rolle spielen können: „Der ESA wird auch hier seine Kosten für den Datenabruf über die Marktkommunikation beim MSB (Vergütung für eine Mehrwertdienstleistung) auf den Kunden überwälzen müssen. Fraglich ist, ob dieses Geschäftsmodell in Anbetracht der deutlich geringeren Verbrauchskosten und -ersparnis in einem Privathaushalt dann noch funktionieren kann.“
Im Gesamtkonzert der Marktteilnehmer
Die Marktrolle der Energieserviceanbieter mit ihren klar definierten Pflichten und Rechten kann somit neue Möglichkeiten für einen bewussten Umgang mit Energie eröffnen, findet auch Joachim Lang: „Energieserviceanbieter spielen somit eine wichtige Rolle in der Energiewende, weil sie (Groß-)Verbrauchern helfen, Energie und damit Kosten einzusparen und sich durch die zeitliche Verlagerung von Verbräuchen netzdienlich zu verhalten. Wenn sich Umwelt- und Klimaschutz auch wirtschaftlich lohnen, stehen die Chancen gut, dass sie ihren berechtigten Platz im Unternehmensmanagement ausbauen und festigen können.“ Die Automatisierung und Standardisierung der Datenübertragung in der Marktkommunikation ist dabei ihr „Zaubertrank“ für eine nachhaltige Entwicklung am Markt. (cp)